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Das Frühjahr 1973 ist in Burgtonna als tragisch in Erinnerung geblieben: Der baufällige Turm der Cäcilienkirche stürzte auf das Kirchenschiff und beraubte die Gemeinde ihres geistlichen Mittelpunkts. Einer der ältesten Sakralbauten Thüringens existierte nicht länger. Im Jahr 1470 war der Bau des Kirchenschiffs begonnen worden. Den Turm, der zuvor vermutlich auch Wehr- und Schutzfunktionen erfüllte, datierten Experten noch weiter zurück. Mehrere Umbauten (1586, 1695, 1733-34) erlebte das Gotteshaus im Laufe der Jahrhunderte. Ab 1717 umrahmte eine Thielemannorgel die Zusammenkünfte der Gläubigen, und noch 1920 wurden zwei Altarbilder von 1484 restauriert. Glück im Unglück: Der mittelalterliche Flügelaltar befand sich zum Zeitpunkt des Einsturzes in der Erfurter Predigerkirche und blieb so der Nachwelt erhalten. Für die Gemeinde begann nach der Tragödie eine Zeit des Übergangs, die fast 17 Jahre andauern sollte. Gottesdienste fanden nur noch im Gemeinderaum des Pfarrhauses statt. „Es wurde eng“, erinnert sich der damalige Pfarrer Heimfried Klingbeil (verst. 2012), heute zurück. Während der 80-er Jahre fasste sich der Gemeindekirchenrat ein Herz und entschloss sich zum Bau einer neuen Kirche im Ort. Angesichts der damaligen politischen Verhältnisse war das eine mutige Entscheidung. 1988 begannen Helfer mit der Räumung des Schutts der alten Kirche, nach den Planungen und Genehmigungsphasen begann im April 1989 mit Unterstützung der Landeskirche der Neubau gleich neben den bis heute erhaltenen Mauerresten der alten Kirche. Im real existierenden Sozialismus war das Projekt offenbar wenig beliebt – schließlich erhielten die Burgtonnaer keine Kontingente für das knappe Baumaterial zugewiesen. Doch die Verzögerungstaktik scheiterte am Engagement und Zusammenhalt vor Ort. Beim Bau der neuen Kirche hat das ganze Dorf mitgezogen. Handwerker und Firmen aus Burgtonna und der Umgebung konnten gewonnen werden, den Rohbau nach Feierabend zu errichten. Frauen des Dorfes verpflegten die auswärtigen Arbeitskräfte bestens. In die Bauarbeiten platzten die politische Wende, Währungsunion und die Wiedervereinigung. Auch ein Glücksfall für die Gemeinde, waren doch erst so die Spende des Kirchendachs aus der baden-württembergischen Gemeinde Weißbach und die Stiftung der Orgel aus Kelsterbach bei Frankfurt / M. möglich. Viele Menschen haben darum gebetet, dass der Kirchenbau vollendet werden konnte und viele haben Geld gespendet oder unentgeltlich mitgeholfen. Aufgrund des großen Engagements aus Nah und Fern blieb auch die Investition überschaubar. Nach der Einweihung am 9. Dezember 1990 konnten die Burgtonnaer dann erstmals wieder Weihnachten in ihrer eigenen Kirche feiern.

„Die moderne Architektur – der Grundriss der Christuskirche hat die Form eines Kreuzes – korrespondiert mit den noch erhaltenen Mauer- und Fensterresten der einstigen Cäcilienkirche“, so Vera Platz von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Gotha. Das Kirchensemble in Burgtonna sei daher ein gutes, allerdings auch seltenes Beispiel, wie Tradition und Moderne in sakraler Architektur an einem Ort vereint werden könnten. Das Innere der neuen Kirche ist ebenfalls zeitgenössisch gehalten: Den Altarraum beherrscht ein Kruzifix mit mannsgroßer Christusfigur, die vom Gräfenhainer Künstler Gert Weber geschaffen wurde. In ungewohnter Pose – betend statt mit ausgestreckten Armen – blickt die Holzplastik der versammelten Gemeinde entgegen. An die historische Cäcilienkirche erinnern heute noch der erhaltene Flügelaltar und mehrere Reliefsteine. Die drei Glocken „Glaube-Liebe-Hoffnung“ der ehemaligen Kirche haben inzwischen in einem neuen Glockenhaus neben der Christuskirche ihren Platz gefunden.

aus einem Presseartikel.